Produzent
Leopold Hoesch
Regie
Dag Freyer
Producer
Nicholas von Brauchitsch
Genre
Kultur
Sender
ZDFtheaterkanal / 3sat / ZDFdokukanal
Länge
1 x 30'
Editor
André Hammesfahr
Jahr
2002
Theaterlandschaften
Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin

Inmitten unberührter Seenlandschaft liegt die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns und ihr Staatstheater Schwerin. Esther Schweins berichtet von Schwerins turbulenter Theatergeschichte und präsentiert die dazu gehörige niederdeutsche Fritz-Reuter-Bühne und die jährliche stattfindenden Schlossfestspiele.

Das Haus wurde von 1883 bis 1886 im Stile der italienischen Renaissance direkt an den Schweriner See gebaut. Das Jahr 1918 brachte das Ende des Hoftheaters in Schwerin. Der letzte mecklenburgische Herzog, Friedrich-Franz IV., hatte sich nach Dänemark abgesetzt, die politische Macht wurde von der neuen bürgerlichdemokratischen Regierung übernommen. Eine neue Ära hatte damit begonnen: die Epoche des Landestheaters und seit 1926 die des Staatstheaters. Die mit der Revolution in Berlin aufgekommene Hoffnung, in Schwerin freiere künstlerische Arbeiten zu sehen, schwand mit der politischen Entwicklung der Weimarer Republik. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde vor allem auf Lustspiele und Operetten gesetzt. Mit Beethovens „Fidelio“ wurde 1944 die letzte Aufführung gegeben.

Ab 1949 übernahm Edgar Bennert, einer der Ãœberlebenden des Konzentrationslagers Sachenhausen, für zehn Jahre die Intendanz des Hauses. Er wollte im Hinblick auf ein sozialistisches Nationaltheater die Verbindung zwischen den Kunstschaffenden und den werktätigen Schichten fester knüpfen und setzte daher auf die Bespielung der Landkreise und ließ mit Theateromnibussen die Besucher aus ganz Mecklenburg Vorpommern nach Schwerin bringen. Als Christoph Schroth 1974 in Schwerin als Schauspieldirektor antrat, entstand gerade nach einem SED-Parteitagsbeschluss der Industriekomplex Schwerin-Süd, um das materielle und kulturelle Lebensniveau der Region zu erhöhen. Nach Schroths Maxime „Wo ich bin, ist keine Provinz“ bedeutete der Umbruch in diesem Bezirk eine Herausforderung, und er setzte auf drei Spielplanlinien: Gegenwartsdramatik, besonders die aus der DDR und UdSSR, Volkstheater und die Pflege des klassischen, humanistischen Erbes, um das neue Publikum für sich zu gewinnen. In der Reihe „Entdeckungen“ wurden den Zuschauern die Klassiker der Antike und Moderne vorgestellt. Zum 30. Jahrestag der DDR wurde Goethes „Faust“ als sechsstündige Inszenierung gespielt, die für Aufsehen sorgte. Das Theater um Christoph Schroth war eines der spannendsten Ensembles der DDR mit Gastspielen in ganz Europa.

Der Ãœbergang in die Zeit nach der Wende war keine leichte Angelegenheit. Von den 530 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden im Laufe der letzten vierzehn Jahre 200 Beschäftigte entlassen. In den 90er Jahren wurde das Schweriner Theater vor allem durch Ernst M. Binders Uraufführungen von Einar-Schleef-Stücken bekannt, die sich der Aufarbeitung der DDR-Geschichte widmeten. 1993 rief der Intendant Joachim Kümmritz die jährlich stattfindenden Schlossfestspiele ins Leben, die viele Besucher aus Hamburg und Berlin, aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen nach Schwerin bringen.

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