Produzent
Leopold Hoesch
Regie
Niels Negendank
Producer
Nicholas von Brauchitsch
Genre
Kultur
Sender
ZDFtheaterkanal / 3sat / ZDFdokukanal
Länge
1 x 30'
Editor
Tom Weichenhain
Jahr
2003
Theaterlandschaften
Schauspiel Köln

Köln – Zentrum zweier hoch theatraler Veranstaltungen: Katholizismus und Karneval. Die Kölner Komik kennt man aus Funk und Fernsehen, bei Kölner Theater denken viele sofort an Thünnes und Schäl oder das Volkstheater der Familie Millowitsch. Köln hat aber auch seit 1872 ein städtisches Schauspielhaus und dort haben schon so bedeutende Regisseure wie Hansgünter Heyme oder Jürgen Flimm für Furore gesorgt.

Esther Schweins stellt das Schauspiel Köln vor, wandert vom Dach bis in den Heizungskeller des Theaterhauses und gewährt dabei einen Einblick in das eigenwillig umgebaute Rokoko-Raucherfoyer aus den 90er Jahren.

Konrad Adenauers Enkel erzählt über das Verhältnis seines Vaters zum Theater und Peter Mennekes, Jesuit und bekannter Kölner Ausstellungsmacher, spricht über das Verhältnis von Kirche und Theater. Außerdem berichtet die Autorin des „Karnevalsknigge“ und Mitinitiatorin der Kölner Stunksitzung, Helga Rensch, über die Gemeinsamkeiten von Karneval und Theater. Und Ralph Morgenstern, bekannte „Kaffeeklatsch“-Tante und festes Ensemblemitglied des Schauspiels Köln, schildert seine Erfahrungen als „Wagner“ in Goethes Faust und erklärt, weshalb so eine Schauspielerkarriere wie seine nur in Köln möglich ist.

1872 eröffnete in Köln die erste städtische Bühne: ein Mehrspartenhaus mit 1300 Plätzen in der Glockengasse. In den 20iger Jahren gelang das Schauspiel Köln zu überregionaler Bedeutung. Intendant Gustav Hartung engagierte Berliner Schauspiel-Stars an den Rhein, zum Beispiel den legendären Heinrich George. 1929 opponierte die Zentrumspartei gegen eine Aufführung von Bertholt Brechts „Dreigroschenoper“. Oberbürgermeister Adenauer soll damals vermittelt haben und das Stück kam – leicht „entschärft“ – auf die Bühne. Unter den Nazis wurde Alexander Spring, ein überzeugter NS-Mann, Intendant. 1943 brannte das Theater bei einem schweren Bombenanschlag bis auf die Grundmauern nieder. Im August 1945, nur drei Monate nach Kriegsende, begann das Theater als erstes in der britischen Zone wieder zu spielen.

Ausweichquartiere waren die Aula der Universität und ein Museum im Süden der Stadt. Viele neue Autoren wurden in den Spielplan aufgenommen, zum Beispiel fand hier die Erstaufführung von Thornton Wilders „Wir sind noch einmal davongekommen“ statt. Die Zeit der Provisorien dauerte bis 1962. An der Eröffnung des neuen Spielhauses nahm sogar Bundespräsident Heinrich Lübke teil. Es gab Schillers „Räuber“ mit Klaus-Jürgen Wussow als „Karl“. 1968 kam mit Hangünter Heyme ein Regisseur ans Haus, der die Werke „nicht vom Blatt, sondern gegen den Strich“ spielen wollte und löste heftige Kontroversen aus. Unter Jürgen Flimm, von 1979 bis 1985, wurde Köln zum deutschen Theatermekka.

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