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Nach dem Start der Reihe „Unser Land“ mit den 50ern werfen der WDR und BROADVIEW TV im zweiten Teil einen Blick auf das NRW der 60er Jahre. Reichtum, Wohlstand und Freizeit prägen den Geist in diesem Jahrzehnt. Es sind die „Swinging Sixties“, das Jahrzehnt der unbegrenzten Möglichkeiten. Überall wird gebaut, die Wirtschaft brummt und die Menschen genießen ihren Luxus. Sie glauben an den Fortschritt, der das gesamte Land verändert. Nicht nur strukturell, sondern auch mental: Die Jugend rebelliert gegen die Alten und will verkrustete Strukturen aufbrechen. Doch der allübergreifende Wandel fordert auch seinen Preis: Die wirtschaftlichen Säulen Kohle und Stahl rutschen in die Krise und erfordern neue Maßnahmen.
Das Dreischeibenhaus in Düsseldorf gilt Anfang der 60er als das modernste Hochhaus Europas. Ein Synonym für die neue Macht und den Reichtum des Landes. Immerhin hat hier der Stahlgigant Thyssen seinen Sitz, der seit den 50er Jahren das wirtschaftliche Rückgrat NRWs bildet. Doch im Laufe der 60er schwächelt der Stahl – und zwar so stark, dass sich der als Reformator bekannt gewordene Ministerpräsident Heinz Kühn für die Stahlbranche einsetzen muss. Sein Vorgänger Franz Meyers hatte noch emotionalere Sorgen: Ihm fehlte die Identifikation der Menschen mit ihrem Land. Nicht nur eine eigene Hymne für NRW wollte er komponieren lassen, sondern hätte das Land beinahe in Sachsofrankonien umbenannt.
Nach Erneuerung, wenn auch auf gänzlich andere Art, sehnt sich die Jugend der 60er Jahre. Die zieht es 1968 zu den Essener Songtagen, wo Pop-Größen wie Frank Zappa für Woodstock-Stimmung mitten in NRW sorgen. Hier wird die deutsche Rockmusik geboren. Inspiriert von neuen Klängen und einem bisher undenkbarem Freiheitsgefühl beginnt der 18-Jährige Marius Müller-Westernhagen Ende der 60er seine Popstarkarriere.
Doch nicht nur die USA importieren nach NRW, auch umgekehrt kommt es zum popkulturellen Austausch: Das Kölner Model Nico verdreht Andy Warhol den Kopf und wird zur Stil-Ikone für die Jugend, in der ganz neues Potenzial entdeckt wird. Während sich die Krise in den alten Branchen verschärft, zieht es immer mehr junge Studenten an die Universitäten. Etwa an die neue Ruhr-Uni in Bochum, die erste neu gegründete Universität nach dem Krieg. Wissen ist das Kapital der Zukunft und gilt als das neue Gold des Landes. Und es sind die Studenten die „Unser Land“ Ende der 60er für immer verändern werden.
Zwischen Stahlbau und Jugendrevolten entfalten sich große Geschichten und kleine Anekdoten – eine spannende Zeitreise, die nur ein kleiner Teil der vielfältigen Geschichte Nordrhein-Westfalens ist, die die Reihe „Unser Land“ zum Leben erweckt.
Erstausstrahlung: Freitag, 26. August 2016, 20:15 Uhr im WDR