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Seit bald hundert Jahren ist die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ein Hort der Kreativität in Berlin. Mitten im Zentrum gelegen, nicht weit vom Alex, Unter den Linden und dem Hackeschen Markt, hat es sich sein eigenes Leben bewahrt. Lange war es Arbeitertheater, linke Bühne für die Massen. Eine Geschichte, die als Herausforderung begriffen wird.
Die Geschichte der Volksbühne beginnt 1890, als der "Verein freie Volksbühne" als genossenschaftliche Organisation gegen das bürgerliche Bildungs- und Kulturmonopol gegründet wird. Es gibt mit kritischen Zeitstücken von Ibsen und Hauptmann volkspädagogische Belehrung und politische Emanzipation. "Die Kunst dem Volke" lautet das Motto. Das große Ziel des Vereins ist ein eigenes Haus. 1914 ist es soweit. Ãœber 2 Millionen Reichsmark hat der Arbeiterverein gesammelt, und der renommierte Architekt Oskar Kaufmann wird beauftragt ein Theater am Bülowplatz zu bauen. Es wird das modernste seiner Zeit.
Die erste große Zeit des Theaters beginnt 1924, als Erwin Piscator Oberspielleiter und Regisseur an der Volksbühne wird. Piscator will "Werktätigen Theater". Seine politisch-dokumentarischen Produktionen sind große Erfolge und bleiben bis heute stilbildend. Zur gleichen Zeit wird vor der Volksbühne, auf dem Bülowplatz, mit blutigen Straßenschlachten das Ende der Weimarer Republik eingeleitet. Nach dem zweiten Weltkrieg machen sich die Kommunisten daran, einen Staat nach ihren Vorstellungen zu bauen, in dem ein Volksbühnenverein keinen Platz mehr hat. Aus dem proletarischen Oppositionshaus von einst wird das Staatstheater der DDR.
Erst in den 70er Jahren beginnt unter dem Schweizer Theatermann und Brecht-Schüler Benno Besson eine neue große Ära. Die Volksbühne wird zu einem der wichtigsten Theater der Welt und Besson macht mit seinen Inszenierungen auch nicht vor Kritik an sozialistischen Funktionären halt. Doch mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1977 beginnt in der DDR ein kultureller Exodus. Viele Künstler folgen, darunter Volksbühnen-Stars wie Armin Müller Stahl und Winfried Glatzeder und 1978 endet auch Bessons Intendanz. Die zweite, ganz große Epoche der Volksbühne ist vorbei. Bald soll eine neue beginnen. Doch davor ändert sich noch etwas ganz anderes. Ein ganzes Land, die DDR, geht unter.
Nach der Wende beginnt Frank Castorf 1992 seinen unaufhaltsamen Raub- und Siegeszug an der Volksbühne. Castorf polarisiert mit seinen Inszenierungen wie kaum ein anderer und macht die Volksbühne zur spannendsten Bühne der 90er Jahre. Bis heute ist die Volksbühne eines der stilbildenden Theater in Deutschland und neben Castorf wirken hier Christoph Schlingensief aus dem Rheinland und die Schweizer Marthaler und Kresnik.
Esther Schweins führt durch die bewegte Geschichte der Volksbühne und neben Frank Castorf kommen u.a. Dimiter Gotscheff sowie die Schauspieler Winfried Glatzeder, Ursula Karusseit und Sophie Rois zu Wort.
Erstausstrahlung im ZDFTheaterkanal: Do, 02.10.2008 19:00 Uhr