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Das Theater Rudolstadt: "Goethes Bratwurstbude" wird es seit mehr als 200 Jahren durchaus liebevoll genannt, weil Goethe sein erster Direktor war. Seine prominente Geschichte hat dieses kleine Theater allerdings nicht davor bewahrt, oft übersehen zu werden. Immer mal wieder steht es kurz vor der Schließung, hat kein eigenes Ensemble mehr oder wird von anderen Häusern bespielt. Aber immer wieder hat es sich frei gekämpft, indem es von sich reden macht.
1793 wird das Theater eröffnet und zählt damit zu den ältesten deutschen Institutionen seiner Art. Von Weimar aus leitet Goethe bis 1803 das Rudolstädter Theater und zeigte hier Produktionen des Weimarer Hoftheaters, weshalb Rudolstadt damals auch als "Klein-Weimar" gilt. 1797 "entdeckt" Goethe in Rudolstadt den jungen Friedrich Schiller. Der genießt in Rudolstadt nicht nur weibliche Bekanntschaften sondern schreibt hier auch seine Werke "Die Räuber" und "Don Karlos" – die regelmäßig in Rudolstadt gezeigt werden, gelegentlich sogar in Anwesenheit des Autors.
Im Anschluss an diese frühe Blütezeit bleibt es lange ruhig um das Theater Rudolstadt. Erst ab 1953 geht es wieder richtig los. Ein festes Ensemble wird engagiert und der massenhafte Zuzug von Arbeitern für das Stahlwerk Maxhütte, bringt tausende neue Zuschauer nach Rudolstadt. 1958 wird das Theater endlich renoviert, denn die Arbeiter in der ehemaligen Fürstenstadt sollen Kultur haben!
Mitte der 70er Jahre, unter der Leitung von Klaus Fiedler, wird das Theater politisch: Kritische Themen kommen auf die Bühne, es wird zeitgemäß inszeniert und viel diskutiert. Während sich draußen im Land mehr und mehr die "bleierne Zeit" ausbreitet, versucht das Rudolstädter Theater-Team den Ausbruch.
Die Wendezeit erlebt das Theater unter der Leitung von Axel Vornam. Und als der Protest sich 1989 seinen Weg durch das Land bahnt, wird das Theater zu einem Zentrum der öffentlichen Diskussionen in Rudolstadt. In dieser Zeit ist der kleine Zuschauerraum des Theaters permanent überfüllt.
Kurz danach wird er plötzlich permanent leer sein. Nach Mauerfall und Wiedervereinigung stellen die Rudolstädter zunächst andere Freizeitbeschäftigungen in den Vordergrund. Doch nach und nach haben die Rudolstädter unter der erneuten Leitung von Axel Vornam (2003-2008) die Liebe zu "ihrem" Theater wiederentdeckt. Das Theater Rudolstadt ist lebendig, erfolgreich und in der Stadt fest verankert – eine Erfolgsgeschichte, die seit der Spielzeit 2008/2009 unter Steffen Mensching weitergeht.
Erstausstrahlung: Montag, 01. September 2008, 19.00 Uhr, ZDFtheaterkanal.