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Max Planck kam in Kiel zur Welt und Nobelpreis-Kollege Albert Einstein zum Segeln an die Förde. Es gibt nicht wenige, die sagen: Kiel ist cool, auf gut Deutsch: kühl. Wer soviel Wind hat, der hat auch Segler. Kiel hat einmal jährlich gleich mehrere tausend: zur Kieler Woche, dem größten Segelsportereignis der Welt. Überhaupt: kommt man nach Kiel, sieht man die Stadt vor lauter Schiffen kaum. Aber Kiel ist auch eine deutsche Theater-Weltstadt: Gustaf Gründgens fing hier an, ebenso Ernst Busch, Bernhard Minetti, Jutta Lampe.
Das Kieler Theater ist eines der Großen mit den fünf Sparten Oper, Schauspiel, Orchester, Ballett und Kinder- und Jugendtheater. Rund 500 Mitarbeiter sorgen in der Hauptstadt von Schleswig-Holstein für "ordentlich" Theater in den drei festen Spielstätten, und immer wieder auch an Orten, die symbolisch für die Geschichte Kiels stehen. In der Spielzeit 2008 spielt man in einer Marinekaserne, auf den Spuren des Matrosenaufstands von 1918. Ein in jeder Hinsicht geschichtsträchtiges Unterfangen, denn der Marine hat Kiel zu verdanken, dass es überhaupt zu einer Großstadt wurde.
Natürlich beginnen auch hier in Kiel große Theaterkarrieren: Der Werkzeugmechaniker und Werftarbeiter Ernst Busch hatte am Matrosenaufstand teilgenommen und rote Lieder gesungen. Danach wird er von Theaterintendant Max Alberty als Schauspieler engagiert. Anfang der 20er Jahre debütiert ein anderer "Großer" des deutschen Theaters in Kiel: Gustaf Gründgens. Nicht weniger als 21 Rollen übernimmt er in nur einer Spielzeit, darunter erstmals den Mephisto, die Rolle seines Lebens.
Busch und Gründgens gehen nach Berlin, und Kiel wächst mit seinen Werften. Die "Kieler Woche", seit 1882 ein Höhepunkt im städtischen Leben, zeigt immer auch ihre militärische Seite. Am Ende des zweiten Weltkriegs wird die Stadt deshalb zu einem Hauptziel der Angriffe und stark zerstört, die Altstadt nahezu komplett. Nach der Zerstörung folgt der Neuaufbau.
Auch das Stadttheater wird in den 50er Jahren wieder aufgebaut, als Opernhaus im "Look" der neuen Zeit. Dafür steht es heute unter Denkmalschutz, und die Theaterleute sind stolz darauf, die Einrichtung in den eigenen Werkstätten originalgetreu wiederhergestellt zu haben. Nierentische und Sternenhimmel sind schön anzusehen: Diese Oper ist echt "Retro".
Auf der Bühne geht es avantgardistisch zu. Intendant Joachim Klaiber setzt in den 60er und 70er Jahren auf moderne Musik und moderne Inszenierungen. Was nicht immer den Zuspruch des Kieler Publikums findet. Bis zur Jahrtausendwende hat die Kieler Oper noch einige Krisen zu überstehen: Es gibt Zwist mit den anderen Sparten und häufige Führungswechsel.
Seit 2007 werden alle Sparten des Kieler Theaters zentral von Generalintendant Daniel Karasek erfolgreich geleitet. Das Repertoire reicht von der "West Side Story" bis zur ironisch aufgepeppten Rossini-Oper. Ein Hauch Ironie ist erlaubt, ein Hauch Gegenwart ebenso: modernes, erzählerisches Theater bildet den Schwerpunkt im Repertoire. Zügellose Avantgarde wird vermieden denn der "Kieler an sich" bevorzugt es traditionell.
Das kann man auch ein bisschen an der Kieler Woche sehen, dem Markenzeichen der Stadt. Sie hat sich seit ihren Anfängen eigentlich kaum verändert. Heute ist sie allerdings weniger militärisch und vor allem ein Touristen-Event. Bis zu 2 Millionen Gäste kommen, denn Kiel ist eine Reise wert.
Erstausstrahlung: So, 30. August 2009, 12:30 Uhr, 3sat.