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Augsburg – da denkt man an Renaissance, die Fugger und natürlich an die Puppenkiste. Die Stadt zählt zu den ältesten Deutschlands und galt in ihren Glanzzeiten auch als eine der reichsten und prächtigsten im ganzen Land. Weniger bekannt hingegen ist Augsburg als Theaterstadt und man glaubt es kaum, auch als Stadt der Liebe.
Als Liebe kann man das Verhältnis von Bertolt Brecht zu seiner Heimatstadt nicht gerade bezeichnen, eher als eine Art Hassliebe. Schon als Gymnasiast schrieb er kritische Rezensionen über dortige Aufführungen. Doch wer Brecht ausschließlich als "enfant terrible" sieht, verkennt seine romantische Seite. Diese offenbarte sich in zärtlichen Liebesbriefen an ein Augsburger Mädchen, das jeden Morgen mit ihm den Schulweg teilte, zum Leidwesen Brechts, leider auf der anderen Straßenseite. Das Mädchen, heute eine Dame von 80, hat seine Liebe zwar niemals erhört, die Briefe jedoch aufbewahrt. Irgendetwas darin muss sie berührt haben - das war der junge Brecht.
Das Theater sah zu Brechts Zeiten noch anders aus: Die Fassade zierlicher, das Innere, das heute 50er Jahre Wirtschaftswundercharme atmet, war reich verziert. Doch für Hitler musste es monumentaler sein. Aus dem Zuschauerraum wurde das Dekor entfernt. 1944 wurde das Theater völlig zerstört und konnte erst 1956 wieder eröffnet werden. Obwohl sich äußerlich seither nicht viel verändert hat, hat das Theater viele Höhen und Tiefen durchlebt. Als in den 70ern Augsburgs Ruhm als Textilstadt zu Ende ging, gab es sogar Bestrebungen Teile ganz zu schließen.
Heut leitet Juliane Votteler das geschichtsträchtige Haus und setzt in der Spielplangestaltung ganz bewusst auf die Vernetzung der drei Sparten: Musiktheater, Schauspiel und Tanz. Aus diesem Grund stößt man in Augsburg auch auf häufig auf eher selten gespielte Werke.
Diese findet man selbstverständlich auch auf Augsburgs berühmtester "Bühne" - der Puppenkiste. In welchem deutschen Theater bestimmen denn schon solch liebenswerte Gestalten wie Urmel, Jim Knopf & Co. das Geschehen? Dennoch besteht mit der "großen" Bühne des Stadttheaters keine Neid- oder Konkurrenzsituation. Im Gegenteil, die Puppenkiste wurde 1948 sogar von einem Schauspieler des Stadttheaters gegründet. Es scheint wohl einiges Potential vorhanden zu sein für die Absicht von Juliane Votteler, nicht nur die Theatersparten, sondern die Stadt insgesamt, stärker miteinander zu verbinden.
Erstausstrahlung: 22. November 2009, 12:30 Uhr, 3sat.